Weil das Thema jetzt gerade aufkam...

An einer Geschichte merkt man natürlich, ob dem betreffenden Autoren das Schreiben wichtig ist oder nicht, ob er es als Zeitvertreib gemacht hat oder ob er einfach nur mal seinen Namen im Netz lesen wollte. Aber deshalb muss man nicht seine gesamte Energie aufs Schreiben verschwenden, sowohl bei uns Schülern, von denen es in der FF-Szene ja doch auch einige gibt, wie auch bei den Erwachsenen, von denen es sich wohl die wenigsten leisten können, von ihrer FF-Schreiberei zu leben.

Fanfiktion ist nun einmal etwas, womit man kein Geld verdienen kann und daher kann man eigentlich nicht erwarten, dass jemand all seine Energie darauf verschwendet, es sei denn, er hat Geld wie Heu oder eine genügende Rente Ansonsten geht wohl das restliche Leben ziemlich schnell den Bach runter, oder?

Ich selbst nehme meine Schreiberei sehr ernst, aber meine Umwelt ist nun einmal leider nicht geneigt, darauf Rücksicht zu nehmen...

Ich würde auch sagen, dass mir das Schreiben sehr wichtig ist und ich es ernst nehme. Aber zum Schreiben brauche ich vor allem eins: Zeit und Ruhe. Wenn ich also Stress habe, komme ich meistens nicht zum Schreiben und auch die Ideen kommen nicht. Das kann ich dann nicht ändern. Aber wenn ich schreibe, dann habe ich auch nur meine Geschichte im Kopf.

Für mich ist Schreiben (auch das Schreiben von anderen Texten) also ein Hobby, aber wenn ich es tue, dann mit Leib und Seele. Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn man sich ganz und gar in seine Story hineingedacht hat, alles vor seinem inneren Auge sieht, die Finger über die Tastatur preschen und der Text immer länger wird.

Aber es gibt auch Dinge, die wichtiger sind als Schreiben, das Leben geht auch weiter, wenn man sich gedanklich in Mittelerde befindet und von daher kann ich Ailin schon zustimmen.

Nicht, dass ich damit sagen wollte, dass ich wenig Zeit darauf verwende, zu schreiben. Ich bin öfter und wohl auch meist lieber gedanklich in Mittelerde als hier. Aber ab und an muss ich mich dann doch gewaltig am Riemen reißen, damit ich meine Schule darüber nicht vergesse...

Hm... Oh ja, das Thema kam auf.

Ich würde nicht zwangsläufig einen direkten Bezug herstellen zwischen "Wie viel Zeit verwende ich täglich aufs Schreiben? und "Wie ernst nehme ich es?" Es hängt irgendwo zusammen, aber nicht sehr stark.

Ich und Fanfictions... Vor einem Jahr habe ich mal eine Kurzgeschichte geschrieben und ein Stammleser sagte - grob zitiert - etwa: "Die Story ist eindrucksvoll konstruiert, basiert aber auf falschen Grundannahmen. Dein üblicher Stil blitzt nur im starken Mittelteil hin und wieder auf, ansonsten wird die zentrale Figur völlig missgedeutet. Deine Gabe, Personen wunderbar in Szene zu setzten und ohne Charakterisierung zu charakterisieren, hast du hier nicht eigesetzt. Was ich bisher von dir gelesen habe, war deutlich besser als das, gründlicher recherchiert, besser durchdacht,..."

Und... In etwa das war der Punkt, an dem ich wusste: "Okay. Man erwartet jetzt etwas von dir, also gib dir Mühe. Wenn du die Geschichte magst, dann lade sie erst hoch, sobald du sie liebst." Die Geschichte aus dem Beispiel hat auch sehr viel positives Feedback bekommen, aber allein die Erkenntnis, dass es da draußen Leser gibt, die jedes meiner Worte analysieren und hohe Erwartungen haben, hat mir einiges gezeigt.

Als Folge... nehme ich Fanfictions ernst. Wenn Leser es ernstnehmen, dann muss ich das erst Recht.

Chen suilon mellyn nin,
ja, ich nehme das Schreiben ernst. Nicht zuletzt deshalb, weil ich über die Fanfiction quer in die schreibende Zunft eingestiegen bin. Seit einem dreiviertel Jahr arbeite ich für eine Lokalzeitung. Das Schreiben dafür ist zwar anders - man geht anders an die Artikel ran, als an eine Story - aber auch hier bekomme ich sehr oft ein positives Feedback. Ein Umstand, der mir zeigt, dass ich meine Sorgfalt, die ich in die FF stecke auch in meine Artikel einfließen lasse.
Ich habe mir fest vorgenommen, diese Sorgfalt weiterhin zu verfolgen, egal ob jetzt beruflich oder aus Hobby bei den FFs.
Meneg suil
Naurelen

So mit der Zeit ist das Schreiben zum Sinn meines Lebens geworden bzw. der Weg zum Erreichen meines Lebensziels. Daher ist es mir von allen Dingen am wichtigsten, ich lebe praktisch nur noch dafür. Selbst wenn ich nicht schreibe - die meiste Zeit meines Lebens verbringe ich damit, meine Geschichten (nicht unbedingt Stories im HdR-Fandom und nicht unbedingt FFs) zu planen.

Das Schreiben ist für mich nicht ein Dahindriften in eine andere Welt, sondern die Erforschung der Realität. Ich verstehe vieles besser, wenn ich darüber schreibe. Durch das Schreiben habe ich mich auch sehr verändert und zwar zum Positiven. Ich gebe meinen Charakteren vieles von mir selbst sowie Eigenschaften, die mir fehlen. Einige Zeit später merke ich, dass ich mir einige dieser Eigenschaften allmählich aneigne. Ich bringe mir selbst Werte, Moral und selbstständiges Denken bei.

Natürlich habe ich nicht immer Zeit. Und das Schlimmste ist: Nicht zuletzt wegen meiner Liebe zum Schreiben und meiner damit zusammenhängenden Philosophie stimmen meine Werte teilweise nicht mit denen der modernen Gesellschaft überein. Damit hängt zusammen, dass die Gesellschaft so organisiert ist, dass das Schreiben im Zentrum des Lebens schlecht in das vorprogrammierte Schema passt. Das Schreiben muss zwischen all meine "Pflichten" und die Erwartungen, die an mich als Teil der Gesellschaft gestellt werden, gequetscht werden. Das geht eigentlich auch ganz gut, solange man mir das Schreiben nicht nimmt. Denn wenn ich eine längere Zeit über nicht zum Schreiben komme, werde ich ziemlich unruhig und depressiv, weil ich mich gezwungen fühle, mich mit unwesentlichen Dingen zu befassen. (Aber ich glaube, ich habe vor einiger Zeit ein Mittel dagegen gefunden. - Mittels Schreiben.)

Ich sehe das Schreiben als Kunst und die Kunst ist für mich ein Weg zur Erkenntnis. Das ist wohl eine recht philosophische Auffassung, aber ich sehe mich nun mal als Philosophin (Stoikerin, um konkreter zu sein).

Am Anfang habe ich eigentlich nur aus Spaß an der Freude und nur für mich selbst FFs geschrieben. Da habe ich auch nicht sorgfältig gearbeitet, sondern einfach nur dahingeschrieben.

Aber als ich dann meine ersten Geschichten im Internet veröffentlicht habe und plötzlich Feedback bekam, merkte ich, dass die Leser meine Schreiberei ernstnehmen und auch versuchen, das zu interpretieren, was ich schreibe.

Von da an begann ich auch die Schreiberei ernst zu nehmen, denn ich will mir ja vor den Lesern keine Blöße geben. Und wie Phazon oben schon schrieb: wenn erst mal eine gewisse Erwartungshaltung bei den Lesern da ist, muß man wirklich sehr sorgfältig arbeiten, um niemanden zu enttäuschen.

Also kann ich diese Frage nur mit "ja" beantworten.

Ja, das stimmt schon. Gerade wenn man in Reviews konstruktive Kritik bekommt, will man einfach was dran ändern. Die Erwartungen der Leser steigen ja auch mit der Zeit. Am Anfang war das für mich auch eher just for fun und nur, weil ich mal einfach sehen wollte, ob ich das auch hinbekomme mit dem Schreiben. Und wie einer schon schrieb, es kann einem auch echt was bringen, wenn man seine Storys ernst nimmt. Im Job, bei den Schul/Deutschnoten. Vondaher sehe ich das Schreiben auch ziemlich ernst.

Ich geb auch mal meinen Senf dazu.

Also ich hab das Schreiben auch mit Spaß an der Freude angefangen. (Herrje, ist das lange her!)
Ich glaub durch Zufall hab ich dann die erste Geschichte ins Internet gestelllt.

Insgesamt hab ich das Schreiben aber schon immer sehr ernst genommen, auch ganz am Anfang. Es hatte halt etwas, was ich sonst nicht kriegen konnte (wie sich das anhört!! lol) und zwar die Freude daran etwas zu (er)schaffen, was einem selbst gehörte.
Das Schreiben hat sich dann zu einem Medium entwickelt, das ich zum Beispiel benutze, um Dinge zu verarbeiten etc. Von daher ist es mir schon sehr wichtig, weil ich es irgendwie brauche um Probleme zu verdauen.
Ich kann dabei auch gut runterkommen und entspannen, was natürlich auch wichtig ist.

Ich nehm das ganze also nicht so ernst des Inhaltes wegen, oder weil ich damit Geld verdienen will (was ja zum Glück!) nicht geht, sondern nur des Schreibens willen- und ich bin sehr froh, dass es so ist und nicht anders.

Zitat:

Feael schrieb am 16.07.2008 20:37 Uhr: Einige Zeit später merke ich, dass ich mir einige dieser Eigenschaften allmählich aneigne. Ich bringe mir selbst Werte, Moral und selbstständiges Denken bei.

Das ist etwas, das ich bei mir selbst auch sehr stark merke. Wenn man selbst als Jugendlicher versucht, sich in die Welt der Erwachsenen einzudenken, beginnt man irgendwann zumindest in der Story als solcher intuitiv zu handeln und zu reagieren und langsam weitet sich das auf das reale Leben aus. So bringe ich mir selbst mit Hilfe meiner schreiberischen Tätigkeit Vernunft und anderes bei.

Dazu gehört leider auch, dass ich mir ab und zu sagen muss "Tu den Block weg und mach was für die Schule".

Zitat:

Feael schrieb am 16.07.2008 20:37 Uhr: Das Schreiben ist für mich nicht ein Dahindriften in eine andere Welt, sondern die Erforschung der Realität. Ich verstehe vieles besser, wenn ich darüber schreibe.

Ja, manchmal hilft es mir auch, einfah meine Gedanken aufzuschreiben. Das macht den Kopf freier. Aber das sind dann Texte, die ich sehr spontan schreibe und die auch nie irgendwo in FF´s eingebaut werden.
Obwohl - unbewusst fließt wahrscheinlich doch so einiges ein. Wie gesagt, ich denke mich gerne nach Mittelerde oder anderswohin, aber ich würde das nicht als Flucht oder so sehen.

Und Schreiben zur Persönlichkeitsbildung? Ich denke schon, dass das geht und sinnvoll ist, aber bei mir selbst habe ich das eigentlich noch nicht beobachtet.

Ich nehme das Schreiben insoweit ernst, dass ich meine Geschichten beende. Bei Ficlets gibt es das Problem nicht, da dies sowieso nur Kurzgeschichten sind.

Ich nehme das Schreiben auch soweit ernst, dass ich versuche, einen guten Stil zu verwenden, und natürlich muss auch die Rechtschreibung stimmen. Ich habe mich mittlerweile von der alten zur neuen hindurchgerungen, was sonst vermutlich nicht geschehen wäre.

Wenn man das Schreiben ernst nimmt, sollte man auch recherchieren, gut ich gebe zu, anfangs habe ich das nicht, oder zu wenig.

Im Gegensatz zu Celebne kann ich nicht behaupten, dass ich mit meiner Schreiberei wirklich ernst genommen werde, meist wird es großzügigerweise belächelt und ich höre oft genug: "Na, bist du erfolgreich? Wieviel Geld verdienst du denn damit? Was keines? - Dann wird es aber Zeit! Wenn du kein Geld verdienst, warum machst du das dann?"

Ach ja? - Wenn jemand jedes WE z.B. zum Schifahren geht.... bekommt der etwa Geld dafür? - Stimmt! DAS ist ja auch was anderes... DA tut man ja was für die Gesundheit (sich das Bein brechen, Prellungen holen...) und verblödet dabei nicht (ist Schifahren etwa intelligenzfördernd?)

Zitat:

Silia schrieb am 17.07.2008 19:45 Uhr: Im Gegensatz zu Celebne kann ich nicht behaupten, dass ich mit meiner Schreiberei wirklich ernst genommen werde, meist wird es großzügigerweise belächelt und ich höre oft genug: "Na, bist du erfolgreich? Wieviel Geld verdienst du denn damit? Was keines? - Dann wird es aber Zeit! Wenn du kein Geld verdienst, warum machst du das dann?"

Es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen Internet und Real Life, Silia. Du sprichst offenbar vom Real Life, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand von deinen Lesern auf FF.de oder User in den anderen Foren so was schreiben.
Ich werde mit meiner Schreiberei im Real Life auch nicht ernst genommen, sondern nur belächelt. "Warum schreibst du, wenn du kein Geld dafür bekommst?" - diesen Satz musste ich mir auch schon oft genug anhören.

Ich nehme das Schreiben ernst, denn es ist oftmals die einzige Möglichkeit für mich etwas auszudrücken. Aber es gibt auch wichtigeres als das. Wenn im RealLife allerlei anfällt muss das gemacht werden, egal ob man gerade schreiben will oder nicht. Denn letztendlich braucht man die Muse für eine Geschichte und die trifft man für gewöhnlich nicht zwischen Tür und Angel.
Und wenn mich jemand belächelt von den Bekannten im RL dann sag ich einfach, dass ich wenigstens mein Hirn bei dem Hobby anstrenge. Bierdosen aufmachen und TV gucken ist weniger anspruchsvoll. (;

Das Schreiben ist ein Teil des RL, zumindest die Zeit, die man dafür aufwendet, umd somit kann man meiner Meinung es nicht trennen.
Schreiben, ist ein Hobby, wie jedes andere auch - Sport in einem Sportverein, Malerei, Fotografie, Handarbeit.... zum Teil auch zeitaufwändige Sachen, zum Teil auch (sehr) kostenintensiv.... in diesen anderen Hobbies wird man auch nicht belächelt oder man erwartet, dass jemand, der einen Sport ausübt, bei der Olympiade mitmacht...
Leider wird mit unterschiedlichen Maßstäben gemessen.