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  • Ist Tolkien trivial?Datum22.05.1970 00:12
    Thema von phazonshark im Forum Tolkien & seine Werke
    Da das ganze hier "Tolkiens fantastische Welt" heißt und ich nun ausgerechnet im "Kinofilme allgemein"-Thread in eine - durchaus interessante - Diskussion gestolpert bin, dachte ich mir: Warum nicht ein paar Quellen und Denkansätze sammeln und dann in großem Stil diskutieren?

    Der Titel des Threads ist "inspiriert" von einem Spiegel-Interview mit Philipp Pullman, dem Autor der His Dark Materials Trilogie. Ich zitiere ihn hier einfach, weil er bereits recht knapp sagt, was er meint:

    KulturSPIEGEL: Hier steht auch immer noch der Pub "The Eagle and Child", in dem Tolkien und Lewis einst gern beisammensaßen. Es heißt, Sie seien kein Verehrer dieser beiden Fantasy-Helden.
    Pullman: Das ist kein Geheimnis. Nehmen Sie Tolkiens "Herrn der Ringe", das scheint so irrwitzig komplex, ist aber bei näherer Betrachtung von erschütternder Trivialität: Sicher, er war ein Meister in der Schilderung großartiger Landschaften und noch viel großartigerer Schlachten. Aber die Geschichte? Da gibt es nur die Guten und die Bösen. Die einen wollen die Welt retten, die anderen die Herrschaft übernehmen. Das ist schon sehr simpel gestrickt, der einzige halbwegs interessante Charakter ist Gollum, sonst herrscht da gähnende Langeweile.

    Ebenfalls in die selbe Kerbe schlägt er in einem anderen Interview, das sich hier findet. Ich hab ich um eine Übersetzung bemüht:

    "An den Narnia-Büchern stört mich die Antwort, die Lewis auf die großen Fragen menschlichen Lebens gibt: Gibt es einen Gott, was ist der Sinn, all diese Dinge, denen sich Lewis sehr umfangreich widmet. Im Gegensatz zu Tolkien, der diesen Bereich überhaupt nicht berührt. "Der Herr der Ringe" ist im Wesentlichen trivial. Narnia ist im Wesentlichen ernst, aber ich mag die Antworten nicht, die Lewis gibt. Wenn ich mich überhaupt streite, dann mit Narnia. Tolkien ist es nicht wert, dass man mit ihm diskutiert."

    Gut... So viel zu Pullman. Anschließend hab ich in Antwort auf eines der Interviews einen User-Beitrag gefunden, den ich sehr interessant finde. Grobe Übersetzung:

    Ich bin nicht sicher, ob ich Tolkien trivial nennen würde, aber ich würde sagen, "Der Herr der Ringe" ist einfach. Als ein Teenager mochte ich die Action, die wundervollen Beschreibungen der Orte und Kreaturen [...].
    Die Einfachheit resuliert aus dem Fehlen eines essentiellen Zweckes oder Innenlebens. Wir treffen fantastische Wesen, aber wir lernen nichts wichtiges über sie. Warum sind die Elben noch immer in Mittelerde? Warum sind sie nicht alle nach Westen gegangen? Offenbar können sie nicht gegen das Böse kämpfen, das passiert nämlich nur widerwillig. Warum also bleiben? Aber warum sollte man sich solchen Fragen widmen, wenn man Schwertkampf und Abenteuer schreiben kann?
    Das Fehlen tieferer Bedeutungen hat zudem zu unentwickelten Charakteren geführt. Sauron ist böse, weil Sauron böse ist. Gandalf ist gut, weil Gandalf gut ist. Gandalf ist nicht völlig eindimensional, wir haben Anzeichen von Wut, Bedauern und Humor, aber eben nicht mehr als Eindrücke. [...] Einige Charaktere erfüllen ihr Schicksal (Aragorn, Frodo), andere erleben ganz einfach ein Abenteuer ohne sich groß zu verändern (Merry, Pippin, Gimli). Gollum ist der einzige Charakter, der sich wirklich verändert, bzw. es zumindest versucht.
    Offenbar handeln die Charaktere auf drei Ebenen: Da ist das einfache, gewöhnliche Volk, das sich in großen Ereignissen wiederfindet und reagieren muss (die Hobbits). Sie sind die meistgeliebten, weil sie uns am ähnlichsten sind. Es gibt Charaktere, die eine Verbindung zu vergangenem Ruhm oder vergangenen Ereignissen haben (Gimli, Legolas, Boromir) und sie tun mehr, als nur zu reagieren, aber sie haben keinen großen Einfluss. Und schließlich haben wir die Charaktere, die stark in die größeren Geschehnisse involviert sind (Gandalf, Aragorn, Arwen, Elrond). Diese Gruppe ist es, die so wenig entwickelt wurde. Sie verfolgen große Ziele, scheinen aber niemals Fragen zu haben. Fragt sich Aragorn jemals, ob das Königreich es am Ende alles wahr ist? [...] Nach so vielen Jahren des Kampfes gegen immer neue Übel, fragt sich Gandalf nie, ob es einen Sinn hat? Kommt ihm der ewige Kreis von Gut und Böse nicht hoffnungslos vor?
    Deshalb sage ich, dass "Der Herr der Ringe" einfach ist. Es ist eine wunderbar fantasievolle Geschichte, aber das ist es auch.

    Es ist zu bedenken, dass die Zitate nicht meine eigene Meinung widerspiegeln. Teilweise, ja, aber weniger extrem... Wie auch immer, ebenfalls von Belang könnte sein, dass ich "simple" mit "einfach" übersetzt habe, ich weiß nicht, wie exakt das ist. Man könnte auch "schlicht" sagen, irgendetwas in der Richtung eben...
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Zwerg
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