Ich nochmal. Da ich neulich verpennt hatte, dass man für Einsicht ins Writers Fiction Forum angemeldet sein muss, sei ein leichter zugänglicher Link zum Plotbuilding-Artikel hiermit nachgereicht.

Da stecken jetzt auch bloß die Erfahrungen von... gerade mal zwei Jahren drin. Aber wer nicht die Zeit hat, das Web stundenlang nach englischen Profi-Texten zu durchsuchen, der ist hier vielleicht ganz gut aufgehoben, zum Einstieg.

Joah, der ist nicht schlecht. Der ist eigentlich richtig gut *lach* Ich hab jetzt mal einiges an Spezialbegriffen für Phänomene gelernt, die ich vorher nicht kannte und ich weiß, dass es auch andere Autoren gibt, die das ähnlich anpacken wie ich. Wohlgemerkt - ähnlich.

Beispiel: das Foreshadowing. Da rutscht man leider Gottes viel zu oft in zu offensichtliche Andeutungen ab - ich kenne kaum Autoren, die das so betreiben, dass man als Leser nicht sofort weiß, dass der Maulwurf hinterher da ist, um die Charas aus dem Auge des Sturms zu retten oder dass der Zylinder von Dagobert Duck genau deshalb eine integrierte Kreissäge hat, damit er sich später aus dem Gefängnis befreien kann. Und ich hasse als Leser nichts mehr, als dass ich in Kapitel zwei dasitze und mir sage "Okay, der taucht jetzt deshalb auf, weil er nachher genau die Funktion hat" und genauso passiert es auch. Das ist leider meinen Erfahrungen nach viel zu oft der Fall.

Zweitens: "Wirf nie Probleme auf, die du nicht lösen kannst." Klingt wunderbar einleuchtend und sollte unbedingt beherzigt werden. Ich bin auch als Autor nicht so naiv, dem zu widersprechen. Meine Charaktere halten sich allerdings manchmal nicht daran und oft bin ich tagelang verzweifelt über einem Satz gesessen und habe mir das Hirn zermartet, wie ich das lösen kann, was der betreffende Herr mir gerade wieder untergeschoben hatte. Oft sind sie dann zum Glück selbst einsichtig genug, die Lösung hinterher zu schieben =)

@Ailin: Danke für das Lob! :-) Ja, man ist auch als "Plotter" nicht ganz allein, in der Writer's Fiction hab ich da auch schon unerwarteten Beistand gefunden. :-)

Zitat:

Ailin schrieb am 11.07.2008 19:16 Uhr:Beispiel: das Foreshadowing. Da rutscht man leider Gottes viel zu oft in zu offensichtliche Andeutungen ab - ich kenne kaum Autoren, die das so betreiben, dass man als Leser nicht sofort weiß, dass der Maulwurf hinterher da ist, um die Charas aus dem Auge des Sturms zu retten oder dass der Zylinder von Dagobert Duck genau deshalb eine integrierte Kreissäge hat, damit er sich später aus dem Gefängnis befreien kann. Und ich hasse als Leser nichts mehr, als dass ich in Kapitel zwei dasitze und mir sage "Okay, der taucht jetzt deshalb auf, weil er nachher genau die Funktion hat" und genauso passiert es auch. Das ist leider meinen Erfahrungen nach viel zu oft der Fall.

In Fanfictions hab ich persönlich das jetzt noch nicht so oft entdeckt, da wirken mir viele eher etwas orientierungslos, aber gerade in Filmen wird es recht oft leider sehr plump gemacht. Wie du schon sagtest, in dem Moment, wo's vorbereitet wird, durchschaut man es schon sehr weit. Tolkien war da ganz clever, weil man bei Tom Bombadils Auftritt nie gedacht hätte, dass der jetzt einfach nicht mehr vorkommt und keinen Effekt mehr hat.

Der Herr der Ringe hat auch so viele Details, das Tolkien die wichtigen in den unwichtigen verstecken konnte. In Filmen heutzutage ist es einfach ein Grundgesetz, dass jede Filmminute sinnvoll genutzt sein muss. Hat jemand "Hancock" gesehen? Da stapeln sich in der ersten Hälfte deratig die Andeutungen und Vorbereitungen, dass man eher mäßig überrascht ist.

Gut gemachtes Foreshadowing läuft wirklich so, dass der Leser den Schatten erst bemerkt, wenn er schon tief drinsteht. Aber das ist schwer...

Ja, ich denke, es kommt wirklich darauf an, wie versteckt dieses Foreshadowing ist. Wenn man einen allgemein sehr anspruchsvollen Text schreibt, fallen solche Andeutungen vielleicht zunächst gar nicht auf, weil der Leser vollauf damit beschäftigt ist, die offensichtlichen Teile der Story zu verstehen. Erst wenn die Andeutung wichtig wird, erinnert er sich, dass da doch schon mal etwas gewesen ist.
Eine andere Möglichkeit, die mir gerade einfällt, ist, die Hinweise in Small Talk zu verstecken. Der Leser denkt dann, jetzt kann ich mich zurücklehnen, jetzt passiert nichts Wichtiges und ist dann hinterher umso überraschter, wenn es doch für die Story bedeutend war.

Aber offensichtliches Foreshadowing nervt, das stimmt.

Der Essay ist echt gelungen!! Nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich. Du hast Talent.

Nur in einem Punkt würde ich dir widersprechen:

Zitat:

Gut... Ihr werdet gemerkt haben, dass es auf eine sehr bestimmte Art von Story abzielt. Und zwar, die die eigentlich eh kaum wer schreibt. Aber vielleicht ändert es sich ja irgendwann mal und vielleicht hilft das hier dem ein oder anderen da draußen...

Ich denke, deine Tipps lassen sich auf alle Arten von Stories anwenden. Wenn man eine Geschichte interessant machen will, MUSS man diese Techniken anwenden (oder es zumindest versuchen). Allein schon Drabbles sind keine Drabbles ohne Foreshadowing und Plot-Twists.

Oha - Auch dir danke, Feael!

Zitat:

Wenn man eine Geschichte interessant machen will, MUSS man diese Techniken anwenden (oder es zumindest versuchen).

Das ist eine der zentralen Säulen meiner Schreib-Philosophie, jah... Trotzdem gibt es auch andere Wege, Stories interessant zu machen, soweit würde ich nicht gehen. Zum Glück gibt es die. Geschichten mit wirklichen Twist-Pointen sind nämlich selbst in professionell gemachten Filmen nur ein Subgenre; Geschichten mit geschickten Wendungen... Hm, viele Hollywood-Filme haben irgendwo mittendrin ein oder zwei, das ist ein Teil des Standart-Rezeptes. Manchmal aber ganz cool.

In der Fanfiction dagegen... Gähnende Leere. Um den Leser wirklich zu überraschen muss man erstens planen und zweitens möglichst weit von Standart-Plots der Fantasy abweichen, da letztere ja jeder kennt. Diese beiden Bedingungen müssen allermindestens erfüllt sein und die meisten Fanfictions erfüllen nicht einmal eine von beiden.

Ist ja auch nicht wirklich "schlimm". Viele Autoren wollen einfach ihren Spaß haben und wenn der schon überschäumt, wenn sie eine Kopie von sich selbst nach Mittelerde und in Legolas' Arme schicken dürfen... Dann soll man sich über so viel Begeisterungsfähigkeit freuen und der Fanfiction Welt nichts abverlangen, was sie leisten könnte, aber nicht leisten mag... Hm.


Jetzt wo Feael es sagte... Der Pointen-Effekt eines Drabbles ist quasi ein Miniaturmodell des Ganzen, stimmt eigentlich. Ich weiß jetzt nicht ob ich hier von Foreshadowing sprechen würde, aber das Prinzip ist irgendwo schon das gleiche - in meinem Text hatte ich das Genre unabsichtlich unterschlagen. *hust*

Nun ja, die meisten Autoren - so habe ich das Gefühl - nehmen das Schreiben einfach nicht ernst. Dementsprechend werden auch die Werke. Wenn das Schreiben aber einem wirklich wichtig ist (und das nicht zum Entspannen als Hobby, sondern als Kunst, die man bis auf den Grund erforschen will), dann kommt man ums Plot-Building einfach nicht drumherum. Selbst, wenn man es unbewusst macht.

Ein hartes Urteil! Aber jedem seine Meinung. Vielleicht solltest du aber zukünftig in Autorenforen schauen und nicht im FF Bereich^^

Autoren gibt es auch im FF-Bereich, oder?

Und "nicht ernst nehmen" ist doch keineswegs abwertend gemeint!

Ich kann Feael da einmal mehr nur zustimmen... Wenn irgendjemand an den Anfang seiner Fanfiction schreibt "Ich nehme das Schreiben nicht ernst, wenn ihr Leute sucht, die hart an ihrer Geschichte und ihren Fähigkeiten arbeiten, dann sucht nicht in der Fanfiction-Szene", warum sollte ich mir so eine Story dann durchlesen?

Ob jemand nun schon so und so professionell ist oder eben nicht, das ist ziemlich egal. Was zählt ist nur, ob er wirklich irgendwo hin will und ob er wirklich besser werden und etwas leisten will.

Es gibt so viele gute Bücher auf der Welt, wenn man da Zeit für Fanfiction opfert, dann kann ich doch erwarten, dass der Autor nen Plot entworfen hat, oder?

Zitat:

phazonshark schrieb am 15.07.2008 19:39 Uhr: Wenn irgendjemand an den Anfang seiner Fanfiction schreibt "Ich nehme das Schreiben nicht ernst, wenn ihr Leute sucht, die hart an ihrer Geschichte und ihren Fähigkeiten arbeiten, dann sucht nicht in der Fanfiction-Szene", warum sollte ich mir so eine Story dann durchlesen? Es gibt so viele gute Bücher auf der Welt, wenn man da Zeit für Fanfiction opfert, dann kann ich doch erwarten, dass der Autor nen Plot entworfen hat, oder?

Es schreibt ja wohl keiner sowas an den Beginn seiner Story!

Es gibt natürlich FF´s die lieber nicht ins Netz sollten, nur werde ich nicht meine FF´s zum Zweitberuf machen.

Oh ja, es gibt eine Menge Bücher auf der Welt und ich habe schon so manches gelesen und sage hier ganz offen: Manche davon sind viel schlechter als die eine oder andere FF die ich gelesen habe!

Wer meint seine Zeit damit zu opfern, sollte es denke ich lieber bleiben lassen. das gilt dann aber für jede Story. Woher soll ich denn wissen, ob ein Buch wirklich lohnt es anzufangen?

Ich möchte damit nicht sagen, dass man sich keine Mühe geben soll seine Story so gut wie möglich zu schreiben. Ratschläge sind immer willkommen und erwünscht, doch mit solchen Aussagen wie sie in den Beiträgen kamen kann ich nichts anfangen und will es auch nicht. Wenn das Schreiben nur noch Arbeit ist, dann lass ich es bleiben, denn Arbeit habe ich auch sonst genug.

Zitat:

Es gibt natürlich FF´s die lieber nicht ins Netz sollten, nur werde ich nicht meine FF´s zum Zweitberuf machen.

Das verlangt ja auch keiner. Nur: für die einen sind FFs wichtiger, für die anderen weniger. Es ist einfach nur logisch und eine Tatsache, dass die Werke dem entsprechen, was der Autor in ihnen sieht. Darüber ist auch nicht zu urteilen. Die einen machen es als Hobby, die anderen machen daraus einen inoffiziellen Zweitberuf.

Zitat:

Oh ja, es gibt eine Menge Bücher auf der Welt und ich habe schon so manches gelesen und sage hier ganz offen: Manche davon sind viel schlechter als die eine oder andere FF die ich gelesen habe! Wer meint seine Zeit damit zu opfern, sollte es denke ich lieber bleiben lassen. das gilt dann aber für jede Story. Woher soll ich denn wissen, ob ein Buch wirklich lohnt es anzufangen?

Zum ersten Absatz: Ja, das kenne ich auch. Bücher stellen nichts Perfektes, dar, nur weil sie gedruckt wurden. Oft hat man als Autor nur Glück gehabt, weil das Manuskript dem richtigen Menschen in die Hände gefallen ist.

Zum zweiten Absatz: Zeit ist in unserer Zeit knapp und kostbar. Und eigentlich ist jede Tätigkeit zeitaufopfernd. Deswegen überlegen sich viele Menschen gut, wofür sie ihre Zeit investieren. So gerne man FFs auch ließt, hat man bei einer schlechten FF doch wirklich das Gefühl, wertvolle Zeit verloren zu haben.
Ob es sich lohnt, eine FF oder ein Buch anzufangen, merkt man an der Summary bzw. am Klappentext und indem man kurz reinliest. Zwar kann man kein objektives Urteil fällen, da man ja nicht die gesamte Geschichte kennt, aber man kann wenigstens ungefähr sagen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Story einem gefällt.

Zitat:

Wenn das Schreiben nur noch Arbeit ist, dann lass ich es bleiben, denn Arbeit habe ich auch sonst genug.

Allein schon seinen kleinen Finger zu bewegen ist Arbeit. Schreiben dann erst recht. Aber es ist eine Arbeit, die man gerne tut, was zur Wirkung hat, dass man sich entspannt.

Da kann ich dir wieder zustimmen. Vielleicht habe ich nur überempfindlich reagiert. Sorry, wollte keinen ärgern. Dachte nur das Urteil wäre ien bisschen zu hart...

Hm, so wie phazonshark das geschrieben hat, stand es womöglich wirklich noch nicht wortwörtlich am Anfang einer FF, zumindest habe ich es noch nicht gelesen. Aber ich habe Kommentare gelesen, die dem schon sehr nahe kamen. Gerade in Archiven, wo jeder das posten kann, was er will.

Ich denke, dass es auch einfach FF-Autoren mit unterschiedlichen Ambitionen gibt. Manche machen es halt just for fun, das ist auch vollkommen okay so. Dazu ist das FF schreiben ja auch eigentlich da. Bei einigen klappt es sogar sehr gut, bei anderen halt weniger bis haarsträubend. Und wieder andere Autoren sehen das FF schreiben als Übung an, um später vielleicht wirklich mal den Weg eines Autors einzuschlagen. So sehe ich das Schreiben schon recht ernst, manche vielleicht sogar ernster als ich. Ich weiß es nicht. Von anderen hört man dann so etwas, wie "FF schreiben ist mir nicht so wichtig, daher verbessere ich mich auch nicht sonderlich." Über vieles sehe ich hinweg beim lesen, aber teilweise geht es schon ins katastrophale. Daher hat wohl auch jeder eine andere Meinung was das Mühe geben anbelangt.

Es ist jetzt ja auch nicht so, dass jeder Autor seinen Plot bis ins kleinste Detail plant, bevor er mit dem eigentlichen Schreiben im Sinne von Buchstaben zu Papier zu bringen beginnt. Ich zum Beispiel schreibe und puzzle gleichzeitig, ich habe einen ungefähren Plot und schreie die Szenen, die gerade geschrieben werden wollen. da habe ich grundsätzlich viel mehr Spielraum für eventuelle Plot-Abweichungen und muss meistens nicht mehr alles komplett umstellen, falls meine Charas mal nicht so wollen wie ich.