Nun ja, was die Herren Mönche angeht, so kann ich genau sagen, dass es bis ins 12. Jahrhundert nicht unüblich war, dass sich in der Nähe vieler Männerklöster ein Krauenklösterchen befand, beide Anlagen auch gerne durch einen unterirdischen Geheimgang verbunden. Kloster bedeutete damals tatsächlich sexuelle Freiheit.
Im Frühmittelalter gab es bei den Päpsten sogar eine Phase, die man heute als Pornokratie bezeichnet. Die Orgien der Päpste waren schon damals kein Geheimnis.
Was die Inquisition und den Hexenwahn angeht, so entstand erstere, wenn ich mich nicht irre, ursprünglich, um den Templerorden zu vernichten und dessen Schätze und Macht an sich zu reißen. Der Hexenwahn kam erst im Spätmittelalter, einer Zeit ständiger Krisen und Katastrophen auf, er war das Ergebnis einer kollektiven Angst. Mit Sex haben beide Punkte meines Wissens nach nichts zu tun (außer dass man Hexen mit Sex in Verbindung brachte, für Sex an sich wurde man aber nicht verfolgt, solange er schön brav innerhalb der Ehe passierte, was massenhaft auch der Fall war, wie man am hohen Kinderanteil in mittelalterlichen Familien merkt).
Sex wurde zwar immer verteufelt, aber das gab es massenhaft, besonders so um das 18. Jahrhundert herum. Da machte zumindest im Adel jeder mit jedem herum (merkt man nicht zuletzt an der verhältnismäßig freizügigen Mode).
Mit dem Islam kenne ich mich jetzt nicht so aus, aber es gibt ja sogar Länder, wo man vor Sex sogar Angst zu haben scheint. Da nenne ich nur den Stichpunkt Frauenbeschneidungen. *schauder*
Dass die Verteufelung von Sex Leiden mit sich bringt, dem stimme ich vollkommen zu. Auch in Europa, wo Sex in der Praxis ein weit verbreitetes Phänomen war, da alle außerehelichen sexuellen Kontakte ja in der Öffentlichkeit verpönt waren. Mit keinen Sex haben hat das doch aber nichts zu tun, oder? Denn es geht hier um die negative Bewertung und Verurteilung, nicht um den Mangel an Sex an sich, was aber der eigentliche Punkt war.
Deine Sichtweise finde ich jetzt wirklich interessant, momentan aber noch nicht überzeugend. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Man sollte ja niemals etwas komplett ausschließen.